Einleitung

Als Informatiker mit fünf Jahren Erfahrung in der Backend- und Frontend-Entwicklung, als auch der Leitung von Entwicklern, habe ich in den letzten Jahren viele verschiedene Menschen kennengelernt. Jeder von ihnen hat seinen eigenen Ansatz, wie er Software entwickelt und betrachtet. Dabei waren zwei meiner Hauptaufgaben nicht nur das Programmieren, sondern auch die Leitung der Entwicklungsabteilung in den letzten beiden Jahren. In dieser Zeit bin ich immer wieder auf "Programmierer" gestoßen, die behaupten, dass die Informatik eine Kunst sei. Es waren diese Begegnungen, die mich über die Natur der Informatik und die Frage nachdenken ließen, ob sie eher als Kunst oder Ingenieursdisziplin betrachtet werden sollte.

Einige der "Künstler" unter den Programmierern, denen ich begegnet bin, haben faszinierende Gedanken und Ideen. Aber es ist wichtig, sich auch die Qualität ihrer Arbeit anzuschauen. Oftmals war der von ihnen geschriebene Code schwer verständlich, unstrukturiert und von schlechter Qualität. Dies führte zu einer schlechteren Wartbarkeit, längeren Entwicklungszeiten und einer erhöhten Anfälligkeit für Fehler. Es ist verständlich, dass Kreativität und Innovation in der Softwareentwicklung wichtig sind, aber es sollte nie zu Lasten der grundlegenden Prinzipien der Informatik und der Qualität des Codes gehen.

In diesem Blogeintrag werde ich meine Gedanken darüber teilen, warum ich glaube, dass Informatik keine Kunst ist, sondern eine Ingenieursdisziplin, bei der es darum geht, die bestmögliche Lösung mit gegebenen Werkzeugen und Anforderungen zu finden.

Begründung

In der Informatik gibt es zweifellos Raum für künstlerische Freiheit, insbesondere bei privaten Projekten. Hier steht es jedem Entwickler offen, seinen eigenen Stil zu verfolgen und seine Ideen frei auszudrücken. Allerdings ändert sich die Situation, sobald mehrere Menschen an einem Projekt arbeiten oder wenn es kommerzielle Aspekte gibt. In solchen Fällen müssen wir Rücksicht auf unsere Mitentwickler nehmen und uns auf gemeinsame Standards einigen, um effektiv zusammenzuarbeiten und den Anforderungen gerecht zu werden.

Die meisten Softwareprojekte, an denen wir als Informatiker arbeiten, werden von Firmen, Kunden oder anderen Interessengruppen finanziert. In solchen Projekten geht es nicht darum, eine künstlerisch ansprechende Lösung zu finden, sondern vielmehr darum, die Anforderungen innerhalb des sogenannten magischen Dreiecks von Zeit, Kosten und Qualität zu erfüllen. Als Ingenieure sind wir dafür verantwortlich, die richtige Balance zwischen diesen Faktoren zu finden, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu liefern.

Ein weiteres Argument gegen die Idee der Informatik als Kunst ist die Bedeutung von Best Practices und Designmustern. In der Informatik haben wir im Laufe der Zeit bewährte Methoden entwickelt, um Probleme effizient zu lösen und qualitativ hochwertige Software zu erstellen. Anstatt jedes Mal das Rad neu zu erfinden, verlassen wir uns auf diese etablierten Verfahren, um konsistente und wartbare Lösungen zu entwickeln. In einer künstlerischen Disziplin dagegen wäre die Betonung der Einzigartigkeit und Originalität viel stärker ausgeprägt.

Schließlich spielt auch die Reproduzierbarkeit und Verifizierbarkeit der Ergebnisse eine entscheidende Rolle. In der Informatik können wir die Qualität und Funktionalität unserer Arbeit durch Tests, Code Reviews und andere Verfahren sicherstellen. In der Kunst dagegen sind die Ergebnisse viel stärker von persönlichen Interpretationen und Vorlieben abhängig, und es gibt oft keine objektive Möglichkeit, die Qualität eines Werkes zu beurteilen.

Abschluss

In Anbetracht der verschiedenen Aspekte und Argumente, die in diesem Blogeintrag vorgestellt wurden, lässt sich festhalten: Informatik ist im Wesentlichen eine Ingenieursdisziplin. Während es Raum für kreative Freiheit und persönlichen Ausdruck gibt, müssen wir dennoch Rücksicht auf die Anforderungen unserer Projekte und die Bedürfnisse unserer Mitentwickler und Kunden nehmen. Letztendlich ist unser Ziel, effiziente, nachhaltige und qualitativ hochwertige Lösungen zu entwickeln, die den gegebenen Rahmenbedingungen entsprechen. In dieser Hinsicht bleibt die Informatik eine Disziplin, die die bestmögliche Lösung mit gegebenen Werkzeugen und Anforderungen anstrebt, und Kunst und Ingenieurskunst können Hand in Hand gehen, solange sie nicht im Widerspruch zu den grundlegenden Prinzipien der Softwareentwicklung stehen.